Das Band, das Menschen über Raum und Zeit verbindet

Die emotionale Bindung eines Menschen an eine andere Person ist ein unsichtbares, aber fühlbares Band, das über Zeit und Raum miteinander verbindet. Diese Bindung ist für das Überleben des Menschen so grundlegend wie die Luft zum Atmen, Nahrung oder Schlaf. Die emotionale Entwicklung sichert das Überleben des Säuglings und letztlich eines jeden Menschen.

Aus wissenschaftlicher Sicht befasste sich John Bowlby in den 50er Jahren. Seine Bindungstheorie besagt, dass der Säugling im Laufe des ersten Lebensjahres auf der Grundlage eines biologisch angelegten Verhaltenssystems eine starke emotionale Bindung zu einer oder auch mehreren Hauptbezugspersonen entwickelt. Das Bindungssystem, das sich im Laufe des ersten Lebensjahres entwickelt, bildet eine Grundlage und bleibt während des ganzen Lebens aktiv.

Aus einigen Längsschnittstudien ist bekannt, dass ein sicheres Bindungsmuster ein Schutzfaktor für die weitere kindliche Entwicklung ist, besonders bei Belastungen. Diese Kinder haben mehr Bewältigungsmöglichkeiten, zeigen mehr gemeinschaftliches Verhalten, leben häufiger in befriedigenden Beziehungen, sind kreativer, flexibler und ausdauernder bei der Lösung von Problemen. Ihre Gedächtnisleistungen und ihre Lernfähigkeit sind größer und ihre Sprachentwicklung ist besser (Dieter, Walter & Brisch, 2005). Eine unsichere Bindung hingegen ist ein Risikofaktor. Beispielsweise können oft Konflikte in einer Beziehung weniger sozial kompetent geklärt werden. Im Kindergartenalter ziehen sie sich bei Belastungen eher zurück und versuchen, ihre Probleme alleine zu lösen. Im Jugendalter sind sie eher isoliert, haben weniger Freundschaftsbeziehungen und schätzen Beziehungen insgesamt weniger bedeutungsvoll für ihr Leben ein.

Die Hebammenpraxis Südvorstadt bietet zur Unterstützung der Entwicklung einer sicheren Bindung zwischen Eltern und Kind ein besonderes Kurskonzept an:
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Literatur: Dieter, S., Walter, M. & Brisch, K.H.(2005): Sprache und Bindungsentwicklung im frühen Kindesalter. Logos Interdisziplinär, 13, 170–179.

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